Frau Kohl, worin liegt die Herausforderung für Unternehmen, jeden Mitarbeitenden adäquat über Neuigkeiten und Informationen auf dem Laufenden zu halten?
Kommunikation im Unternehmen ist ein komplexer Prozess, bei dem viele unterschiedliche Menschen aktiv mitwirken. Sie dient neben der reinen Informationsvermittlung auch der Motivation, dem Austausch, der Rückmeldung und Beteiligung.
Die große Herausforderung für Betriebe besteht darin, die passenden Informationskanäle, von Besprechungen bis zum Chat, auszuwählen und für sich zu nutzen. Wie kommuniziert wird, gibt viel Auskunft über die bestehende Unternehmenskultur – daher sollte die Kommunikationsstrategie stets zielorientiert, passgenau und vor allem authentisch sein. Das persönliche Gespräch sollte dabei fester Bestandteil sein, ist es doch unerlässlich für die Ausgestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen.
Sie moderieren Workshops, in denen Kommunikation im Unternehmen zum Thema gemacht und gemeinsam reflektiert wird. Was läuft denn besonders häufig schief?
Beschäftigte äußern häufig das Gefühl, nicht rechtzeitig oder ausreichend informiert zu werden. Oft kommt zur Sprache, dass es zu viele Plattformen und Kanäle gibt und nicht klar ist, welche Information wo zu finden ist. Ein weiteres Problem besteht, wenn sich interne und externe Unternehmenskommunikation widersprechen oder Mitarbeitende zuerst aus der Zeitung etwas zur Lage der Firma erfahren. In meiner Beratungspraxis habe ich bislang kaum Unternehmen kennengelernt, bei denen es keinen Verbesserungsbedarf bei der Kommunikation gegeben hätte.
Würden Sie sagen: Je kleiner ein Unternehmen, desto besser gelingt Kommunikation?
Es hängt nicht allein von der Größe ab. Jedes Unternehmen steht vor verschiedenen Herausforderungen und der Aufgabe, eine eigene Kommunikationskultur zu entwickeln.
Ein guter Austausch verlangt einen Vertrauensvorschuss durch die Führungskraft, eine gelebte Feedback-Kultur sowie eine Begegnung auf Augenhöhe – in kleinen wie größeren Unternehmen. Kommunikation ist ein ständiger Prozess, der mit Leben gefüllt werden muss. Die Basis dafür ist für mich eine Geschäftsführung, die transparent agiert und wertschätzend alle Beschäftigten mit ins Boot holt.
Im Zuge des digitalen Wandels ändern sich das Tempo und die Kommunikationsmittel fortlaufend. Wie schafft man es, mit dieser Geschwindigkeit Schritt zu halten?
Zunächst sollten sich Unternehmen fragen: Wer ist die Zielgruppe, und welches Kommunikationsziel soll erreicht werden? Erst dann können passende Kommunikationskanäle ausgewählt und eingeführt werden – idealerweise, indem die Beschäftigten und ihre Bedürfnisse vorab miteinbezogen werden. Empfinden diese das neue Medium als nicht plausibel, irrelevant oder zu kompliziert, sinkt die Akzeptanz zur Nutzung erheblich. Für die Beschäftigten muss klar erkennbar sein, wie mit dem neuen Medium gearbeitet werden soll und welche Veränderungen sich daraus für die persönliche Arbeitsweise ergeben.
Solch ein Prozess der persönlichen Auseinandersetzung ist notwendig und benötigt oft Zeit und Gespräche. Vorgesetzte können insofern dabei unterstützen, indem sie deren Nutzung vorleben und dies auch von den Beschäftigten einheitlich einfordern.
Der persönliche Kontakt ist unverzichtbar.
Fast altmodisch steht dem das persönliche Gespräch gegenüber. Wann ist dieses sinnvoll?
Der persönliche Kontakt ist unverzichtbar. Er schafft Vertrauen und vermittelt Wertschätzung. Daher sollte informelle Kommunikation nicht unterschätzt werden. Erfolgreiche Unternehmen ermöglichen gezielt den Austausch, etwa durch einen gemeinsamen Pausenraum, Begegnungszonen, Hospitationen oder Betriebsfeste.
Wie schafft man es als Unternehmen, dass Sicherheitsthemen in den Köpfen der Mitarbeitenden präsent bleiben und gelebt werden?
Hier gibt es keine Kompromisse: Informationen zu Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz müssen alle Beschäftigten erhalten und verstehen. Sie werden jedoch nur dann wahrgenommen, wenn sie den Einzelnen betreffen. Werden Sicherheitsthemen also persönlich besprochen und gibt es Zeit für Nachfragen, signalisiert dies: Hier geht es um mich! Damit sich Beschäftigte sicher und gesund verhalten, gehören Sicherheitsthemen regelmäßig auf den Tisch. Es ist zudem klug, Mitarbeitende als Wissensträger einzubeziehen und ihre Ideen für Verbesserungen aufzugreifen. Erst wenn Sicherheit und Gesundheit als Werte im Unternehmen etabliert sind, können sie auch auf allen Ebenen gelebt werden.
Anregungen, Tipps und Erfahrungen finden Sie in den Certo-Beiträgen zu unserem Themenschwerpunkt Kommunikation:
- Wie wir reden wollen: Kommunikation im Unternehmen
- Wie sprecht ihr denn? Zwei Unternehmen geben Einblick
- Die Qual der Wahl: Welches Medium passt zu meinem Unternehmen?
- Offene Kommunikationskultur: Mit Vertrauen zu guten Gesprächen
- Tipps für die interne Kommunikation: So veranstalten Sie ein Barcamp
Alle Infos und Angebote der VBG zum Thema Kommunikation finden Sie hier.
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