Frau Schachler, Sie forschen über das Ehrenamt bei der DSEE. Das ist die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Machen Sie selbst auch ein Ehrenamt?
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Dr. Vivian Schachler sagt:
Ja, ich mache seit 15 Jahren ein Ehrenamt
bei einem Musik-Festival in der Nähe.
Da treffe ich auch Freunde und habe viel Spaß.
Ich mache auch ein Ehrenamt im Elternrat.
Denn ich will mich für Kinder und Eltern einsetzen.
Und ich will wissen, wie Kitas und Schulen arbeiten.
So kann ich auch etwas verändern.
Und ich habe mit anderen Frauen
eine Frauen-Gruppe gegründet.
Wir setzen uns in meiner Stadt ein
- für Politikerinnen.
- für Frauen, die etwas verändern wollen.
So kann ich mit Frauen arbeiten,
die so denken wie ich.
Und ich kann in meiner Stadt etwas bewirken.
Jedes Ehrenamt ist wichtig für mich.
Denn ich merke durch mein Ehrenamt:
Wenn ich etwas tue, dann kann sich etwas ändern.
Damit fühle ich mich besser.
Es gibt also gute Gründe für ein Ehrenamt: Man verändert etwas. Man trifft Menschen, die gleich denken. Man hat Spaß. Sind diese Gründe auch Ergebnisse aus Ihrer Forschung bei der DSEE?
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Dr. Vivian Schachler sagt:
Ja, das sehen wir auch in unserer Forschung.
Es gab eine Umfrage mit Freiwilligen:
Warum machen sie ein Ehrenamt?
Die meisten haben gesagt,
- weil die Arbeit im Ehrenamt Spaß macht.
- weil man Menschen trifft, die gleich denken.
Besonders ältere Freiwillige finden es wichtig,
dass sie im Ehrenamt andere Menschen treffen.
Jüngere Freiwillige finden es oft wichtig,
dass sie im Ehrenamt etwas Neues lernen.
Aber jeder Freiwillige hat seine eigenen Gründe.
Oft hat ein Ehrenamt auch damit zu tun,
- was man selbst schon erlebt hat.
- wo man aufgewachsen ist oder lebt.
- was man wichtig findet.
- wobei man sich gut fühlt.
Aber ich finde etwas anderes viel wichtiger:
Warum will jemand kein Ehrenamt machen?
Oder warum kann jemand kein Ehrenamt machen?
Und warum wollen oder können einige Menschen kein Ehrenamt machen?
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Dr. Vivian Schachler sagt:
Das hat eine Gruppe von Fachleuten
für die Bundesregierung geprüft.
Die Ergebnisse aus dieser Prüfung sind wichtig.
Damit weiß die Bundesregierung besser,
was sie für das Ehrenamt tun muss.
Das ist das Ergebnis von der Gruppe:
Die Menschen sind sehr verschieden:
- Sie verdienen unterschiedlich viel Geld.
- Sie haben verschiedene Abschlüsse.
- Sie kommen aus verschiedenen Ländern.
Einige Menschen können kein Ehrenamt machen.
Sie haben vielleicht keine Zeit,
weil sie jemanden pflegen.
Oder sie verdienen nicht genug Geld
und müssen mehr arbeiten.
Welche Probleme gibt es noch im Ehrenamt?
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Dr. Vivian Schachler sagt:
Das Ehrenamt kostet Einrichtungen oder Vereinen Geld.
Zum Beispiel für die Miete von Arbeits-Räumen,
für Arbeits-Material oder für Strom und Wasser.
Aber viele Einrichtungen oder Vereine
haben nur wenig Geld.
Oft dauert ein Antrag für ein Ehrenamt auch lange und ist anstrengend.
Es ist auch schwierig, neue Freiwillige zu finden.
Das sind die größten Probleme beim Ehrenamt.
Die DSEE will bei diesen Problemen helfen.
Wir geben Tipps,
- wie man Spenden für das Ehrenamt sammelt.
- wie man weniger Stress mit Anträgen
und Nachweisen hat. - was Politiker besser machen können.
- wie man neue Freiwillige findet.
Warum sind neue Freiwillige so wichtig? Und warum ist das Ehrenamt so wichtig?
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Dr. Vivian Schachler sagt:
Das Ehrenamt ist gut für jeden Freiwilligen selbst:
Man trifft andere Menschen und kann dabei sein.
Man kann etwas verändern.
Mit einem Ehrenamt kann man zeigen,
was man wichtig findet.
Das Ehrenamt ist gut für andere Menschen:
Man hilft damit anderen Menschen.
So können alle besser zusammenleben.
Das Ehrenamt ist gut für das Land:
Freiwillige tun im Ehrenamt oft Dinge,
die der Staat nicht alleine schafft.
Zum Beispiel die Freiwillige Feuerwehr
oder Einrichtungen für Geflüchtete.
In welchen Bereichen gibt es besonders viele Freiwillige?
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Dr. Vivian Schachler sagt:
Sehr viele Freiwillige machen ihr Ehrenamt
in diesen Bereichen:
- Sport und Bewegung
- Kultur und Musik
- Soziales, also Hilfen für Menschen
Frauen sind oft in diesen Bereichen:
- Schule
- Kindergarten
Männer sind oft in diesen Bereichen:
- Unfall-Hilfe
- Rettungs-Dienst
- Freiwillige Feuerwehr
Aber es gibt auch immer mehr Freiwillige
in den Bereichen Bildung und Umwelt.
Mehr Menschen finden diese Bereiche wichtig.
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Es gibt auch Unterschiede
bei Freiwilligen auf dem Land oder in der Stadt.
Bei Freiwilligen auf dem Land ist es oft so:
Sie machen ihr Ehrenamt in den Bereichen,
wo es schon immer viel Ehrenamt gab.
Zum Beispiel im Sportverein.
Bei Freiwilligen in der Stadt ist es oft so:
Sie machen ihr Ehrenamt mehr
in den Bereichen Bildung und Wissenschaft.
Wir wissen aus der Forschung auch:
Freiwillige machen ihr Ehrenamt lieber kürzer.
Sie arbeiten also zum Beispiel
nur für ein Projekt als Freiwillige mit.
Und Freiwillige wollen im Ehrenamt
lieber weniger Verantwortung.
Sie wollen also zum Beispiel
nicht zu viel bestimmen oder planen.
Was können Firmen dafür tun, dass ihre Mitarbeiter nach der Arbeit ein Ehrenamt machen?
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Dr. Vivian Schachler sagt:
Viele Firmen haben dafür schon gute Ideen.
Zum Beispiel:
Mitarbeiter dürfen von ihrer normalen Arbeits-Zeit
einen Teil für die Arbeit im Ehrenamt benutzen.
Oder Mitarbeiter dürfen zusammen im Team
Aufgaben für ein Ehrenamt in der Nähe machen.
Und was können kleine Firmen tun?
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Dr. Vivian Schachler sagt:
Für kleine Firmen ist es oft schwierig,
sich für das Ehrenamt von Mitarbeitern einzusetzen.
Sie können den Mitarbeitern oft nicht erlauben,
einen Teil von der Arbeits-Zeit dafür zu nutzen.
Denn es gibt zu wenig Mitarbeiter,
die dann die Arbeit in der Firma machen.
Die Firma verdient dann zu wenig Geld.
Aber auch kleine Firmen haben immer mehr Ideen.
Welche Tipps haben Sie für Menschen, die ein Ehrenamt anfangen wollen?
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Dr. Vivian Schachler sagt:
Mein Tipp ist: Fangen Sie einfach an.
Fragen Sie die Einrichtungen oder Vereine.
Reden Sie mit anderen Freiwilligen.
Reden Sie mit Stellen,
die passende Ehrenämter für Freiwillige finden.
Viele Freiwillige haben mehr als ein Ehrenamt.
Darum ist es so gut und wichtig,
erst einmal anzufangen.
Denn dann merkt man oft,
dass man vielleicht noch mehr tun will.
Das ist gut für jeden Freiwilligen selbst.
Und das ist gut für andere Menschen
und für das ganze Land.
Mehr Infos
Info Hefte und Berichte über das Ehrenamt
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Es gibt ein Info-Heft von der DSEE.
Das Info-Heft heißt:
Dein Weg ins Ehrenamt.
Sie finden das Info-Heft hier.
Es gibt einen Bericht aus dem Jahr 2019.
Im Bericht sind die Ergebnisse
von einer Umfrage mit Freiwilligen.
Der Bericht heißt:
Freiwilliges Engagement in Deutschland.
Sie finden den Bericht hier.
Es gibt einen Bericht für die Bundesregierung
von der Gruppe von Fachleuten.
Der Bericht heißt:
Zugangschancen zum freiwilligen Engagement.
Sie finden den Bericht hier.
Es gibt einen Bericht aus dem Jahr 2023.
Im Bericht sind die Ergebnisse von einer Umfrage
über Einrichtungen mit Ehrenamt.
Der Bericht heißt: ZiviZ-Survey 2023.
Sie finden den Bericht hier.
Es gibt ein Netzwerk,
das sich für mehr Ehrenamt einsetzt.
Auch Firmen sollen das Ehrenamt
für ihre Mitarbeiter besser möglich machen.
Das Netzwerk heißt: UPJ e.V.
Mehr Infos zum Netzwerk finden Sie hier.
Die Infos und Berichte sind nicht in Leichter Sprache.
Zahlen und Infos über das Ehrenamt in Deutschland
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Wie viele Menschen haben ein Ehrenamt?
- 42 von 100 Menschen auf dem Land
- 37 von 100 Menschen in der Stadt
Wer hat ein Ehrenamt?
- 45 von 100 Menschen im Alter von 30 bis 49
- 42 von 100 Menschen im Alter von 14 bis 29
- 41 von 100 Menschen im Alter von 50 bis 64
Wer hat am meisten Zeit für sein Ehrenamt?
Das sind Menschen im Alter ab 65.
Sie machen ihr Ehrenamt in der Woche
6 oder mehr Stunden.
Das ist mehr als alle anderen.
Wo arbeiten die meisten Freiwilligen?
- 14 von 100 Menschen
im Bereich Sport und Bewegung - 9 von 100 Menschen
im Bereich Kultur und Musik - 8 von 100 Menschen im Bereich Soziales,
also Hilfen für Menschen
Versichert im Ehrenamt: Das müssen Sie wissen
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Nicht jede Arbeit im Ehrenamt ist versichert.
Die gesetzliche Unfall-Versicherung gilt nur dann:
Sie machen das Ehrenamt freiwillig.
Es ist also kein Teil von Ihrer normalen Arbeit.
Sie bekommen für das Ehrenamt keinen Lohn.
Sie machen das Ehrenamt
in einer passenden Einrichtung.
Zum Beispiel:
- in einer Einrichtung vom Staat.
- in einer Einrichtung,
die Aufgaben für den Staat übernimmt. - in einer Einrichtung,
die wichtige Aufgaben für alle Menschen hat. - in einer Kirche oder anderen Einrichtungen,
die mit dem Glauben zu tun haben. - in einem Verein,
der Aufgaben für die Stadt übernimmt. - in einer Einrichtung aus dem Bereich Bildung.
- in einer Einrichtung aus dem Bereich
Unfall-Hilfe, Rettungs-Dienst oder Feuerwehr. - In einer Einrichtung aus dem Bereich Soziales,
also Hilfe für Menschen.
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In anderen Bereichen sind Sie im Ehrenamt
also nicht gesetzlich versichert.
Zum Beispiel:
- Man wählt oder bestimmt Sie für ein Ehrenamt
in einer gemeinnützigen Einrichtung.
Zum Beispiel als Vorstand im Sport-Verein. - Sie haben ein Ehrenamt in einer Partei.
- Sie sind in einer Gruppe von Fachleuten
und beraten oder prüfen Ihre Einrichtung.
Sie müssen sich dann selbst freiwillig versichern.
Oder die Einrichtung macht für Sie
eine freiwillige Versicherung.
Die VBG bietet auch freiwillige Versicherungen an.
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Gibt es für Ihr Ehrenamt in einer Einrichtung
keine gesetzliche Unfall-Versicherung?
Und können Sie für das Ehrenamt
auch keine freiwillige Versicherung machen?
Dann fragen Sie bei der Unfallkasse in Ihrer Nähe.
Vielleicht kann die Unfallkasse Sie versichern.
Oder fragen Sie nochmal die Einrichtung.
Vielleicht kann die Einrichtung für Sie
eine private Unfall-Versicherung machen.
So machen das auch einige Bundesländer.
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Es gibt noch mehr Infos über Unfall-Versicherung
für Menschen im Ehrenamt.
Die Infos sind auf der Internet-Seite von der VBG.
Sie finden die Internet-Seite hier.
Und die Infos sind in einem Info-Heft
vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
Das Info-Heft heißt:
Zu Ihrer Sicherheit – Unfallversichert im freiwilligen Engagement.
Sie finden das Info-Heft hier.
Die Internet-Seite und das Info-Heft
sind nicht in Leichter Sprache.
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