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Unternehmerische FürsorgeWie sieht die Zukunft der Arbeitswelt aus?

Diversität beginnt bei Frauen und Männern. Von der Frauenquote bis zum Gender-Pay-Gap – es gibt viel Gesprächsbedarf. Certo hat relevante Stimmen für eine Arbeitswelt von morgen eingeholt.

Vanessa Theel

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„Ich finde es wahnsinnig wichtig, dass Vorbilder für Kinder und Jugendliche geschaffen werden. Sie sollen unabhängig von geschlechtergeprägten Eindrücken Zukunftsvorstellungen schmieden können. Damit meine ich zum einen, dass es mehr Frauen in männerdominierten Berufen beziehungsweise Positionen geben muss – seien es Chefärztinnen, Handwerkerinnen oder Gründerinnen. Aber es ist genauso wichtig, dass es mehr Männer in frauendominierten Berufen beziehungsweise Positionen gibt.“

Vanessa Theel

gründete 2021 gemeinsam mit Flora Geske und Nicholas Wolf SUMM. Das Tech-Start-up hat ein Übersetzungstool für Leichte Sprache entwickelt. Das Gründungsteam hat sich während des Studiums an der TU München kennengelernt und direkt vom Hörsaal aus den Schritt in die Gründung gewagt.

 

Verena Bentele

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„Teilzeitjob und dann Haushalt, Kinderbetreuung und Nächstenpflege – das ist der Alltag vieler Frauen. Die Konsequenz: ein schmales Gehalt, wenige Rentenpunkte und im Alter Armut. Wer Rollenbilder von Männern und Frauen wirklich verändern will, muss politische Weichen stellen: gleicher Lohn für gleiche Arbeit, ein Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit und attraktivere Bedingungen in der Sorgearbeit, damit auch Männer ihren Anteil daran übernehmen. Stattdessen wird die Minijobgrenze ausgeweitet, zementiert also die Teilzeitfalle und damit Armut für Frauen.“

Verena Bentele

Die Karriere der deutschen Biathletin und Skilangläuferin Verena Bentele krönen zwölf Goldmedaillen allein von Teilnahmen bei den Paralympics. Nach ihren sportlichen Erfolgen engagierte sie sich sozialpolitisch. 2018 wählte der Sozialverband VdK Deutschland Verena Bentele als Präsidentin.

Fränzi Kühne

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„Einer der wenigen positiven Punkte, der durch die Coronapandemie angestoßen wurde, ist, dass Themen wie Care-Arbeit und Gender-Pay-Gap in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Diskurses gerückt sind. Endlich haben diese Themen eine große Masse erreicht, und es geht nicht mehr nur um eine Elitediskussion, etwa rund um eine Frauenquote in Vorständen. Aber natürlich findet diese Diskussion häufig in Frauenkreisen statt – dabei betrifft es Männer und Frauen. In der Wirtschaft geht es letztendlich um Leistungsfähigkeit. Der Standort Deutschland muss sich in dieser Hinsicht weiterentwickeln.“

Fränzi Kühne

gründete 2008 mit den Freunden Christoph Bornschein und Boontham Temaismithi Deutschlands erste Social-Media-Agentur. Heute ist sie Speakerin, Autorin und Aufsichtsrätin. Die Freenet AG berief Fränzi Kühne 2016 in den Aufsichtsrat, damals war sie die jüngste Aufsichtsrätin in Deutschland überhaupt. Mittlerweile hat sie mehrere Mandate inne und setzt sich für mehr Frauen in Führungspositionen ein.

 

Rose Volz-Schmidt

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„Mit der Geburt eines Kindes werden Beruf und Freizeit neu definiert. Dies möglichst ohne klassische Rollenaufteilung zu realisieren, ist eine große Kraftanstrengung. Staatliche Anreizsysteme können eine gleichberechtigte Elternschaft fördern. Elterngeld und Elternzeit paritätisch aufzuteilen, ist von wesentlicher Bedeutung für die weitere berufliche Entwicklung, besonders von Müttern. Daneben sind die Rahmenbedingungen in den Unternehmen entscheidend: Mehr Frauen in Führungspositionen und flexible Arbeitszeitmodelle – auch auf Führungsebene – sind notwendig, um alte Strukturen aufzubrechen.“

Rose Volz-Schmidt

ist Sozialpädagogin und leitete die evangelische Familienbildungsstätte Hamburg. Mit der Geburt ihrer ersten Tochter erlebte sie, wie das Elternwerden das Leben auf den Kopf stellen kann. Inspiriert durch die eigene Erfahrung und Gespräche mit jungen Müttern, gründete sie 2002 „wellcome – Praktische Hilfe nach der Geburt“.

 

Tarané Yuson und Nadia Schliephake

Foto: © Christian Schoppe

„Als weibliche Doppelspitze sehen wir viele Vorteile in ,typisch‘ femininen Führungsqualitäten: Frauen führen empathischer, involvierender und integrierender. Manchmal lassen wir Frauen uns aber auch leichter von persönlichen Befindlichkeiten ablenken, während Männer geradlinig ihre Ziele verfolgen. Wenn wir über die Zukunft nachdenken, wollen wir uns als Frauen weniger verunsichern lassen und weniger an uns selbst zweifeln. Wir wollen mehr männliche Prinzipien in unsere Führung addieren. Im besten Leadership ziehen Männer und Frauen an einem Strang und bringen ihre jeweiligen Stärken ein. Das aufrichtig zu akzeptieren, zu respektieren und zu leben, würde unsere Gesellschaft wirklich nach vorne bringen.“

Tarané Yuson und Nadia Schliephake

leiten als Doppelspitze die Kreativagentur YeS IDEAS. 2013 gründeten sie das Unternehmen in Hamburg und spezialisierten sich auf die Lifestyle-Branche.

 

Lena Terfehr

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„Bei der ,Gender Balance‘ auf Führungsetagen müssen wir auch weiter unten ansetzen und über alle Managementebenen hinweg schauen – denn die wenigsten von uns identifizieren sich mit denen ,ganz oben‘, sondern suchen direkte Vorbilder in ihrem Umfeld. Daher bin ich dafür, dass wir Frauen fördern und auch teils über eine Quote in die relevanten Rollen und Etagen bringen. Aber damit ist es nicht getan. Frauen zu fördern, heißt eben auch, sie zu coachen. Je mehr Frauen durch die richtige Förderung erfolgreich werden, umso mehr fühlen sich andere Frauen motiviert, es auch zu versuchen, und umso schneller gehen den Kritikern die Argumente aus.“

Lena Terfehr

ist seit 2018 Managing Director bei Accenture DACH. 2007 stieg sie beim globalen Unternehmens- und Strategieberater als Management-Consultant ein. Ihr Posten als Direktorin hielt sie 2021 nicht davon ab, elf Monate Elternzeit zu nehmen.

 

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