Herr Link, der Aufwärtstrend in der Büromöbelbranche hält an: 3,3 Prozent mehr Umsatz im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahr. Wer kauft mehr Büromöbel: Unternehmen, Privatpersonen – oder alle zusammen?
Helmut Link: Es ist ganz offensichtlich, dass es aktuell in Deutschland einen großen Nachholbedarf bei Möbeln und Ausstattung gibt, nachdem der Umsatz 2020 pandemiebedingt leicht zurückgegangen war. Sowohl bei privaten Käuferinnen und Käufern als auch vor allem bei Unternehmen ist die Nachfrage also gestiegen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren lange Zeit nicht im Büro, kamen im Sommer sukzessive zurück und werden auch im nächsten Jahr wieder ins Büro zurückkehren. Durch veränderte Arbeitsplatzkonzepte und Investitionsstau rüsten Betriebe nun nach. Beim hybriden Arbeiten wiederum ist eine zunehmende Professionalisierung der heimischen Arbeitsplätze der Grund für vermehrte Käufe.
Die Pandemie brach 2020 über uns herein und veränderte von heute auf morgen die Arbeitsgewohnheiten und -bedingungen. Wie haben Menschen und Unternehmen sich darauf eingestellt, und welche Entwicklung wird heute hinsichtlich der Büroausstattung deutlich?
Fast jedes Unternehmen hat in einer Art Ad-hoc-Aktion seine Belegschaft nach Hause schicken müssen. Es ging primär darum, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überhaupt arbeiten konnten, dass sie mobile Geräte zur Verfügung gestellt bekamen. Man hat gearbeitet, von wo auch immer: am Küchentisch, im Wohnzimmer, gar im Bett. Schnell mussten die Betriebe ihre Organisationsform anpassen, digitales Arbeiten und Kommunizieren mit mobilen Geräten und neuer Software ermöglichen. Jetzt, da die Beschäftigten zum einen vermehrt in die Büroräume zurückkehren und zum anderen dennoch regelmäßig auch von zu Hause arbeiten, befinden wir uns aktuell in einer Phase der Professionalisierung. Man möchte zu Hause genauso arbeiten wie im Büro – oder zumindest annähernd.
Die Frage ist aktuell also, wie es sich an beiden Orten gleichwertig und effizient arbeiten lässt?
Genau. Zu Hause fängt das mit dem richtigen Tisch und Stuhl an, dann kommen Aspekte wie der Abstand zum Monitor, gutes Licht und Akustik hinzu. Wie und wo arbeite ich also etwa in einer Zweizimmerwohnung, wenn nebenan die Waschmaschine läuft? Zwischen der Option zu Hause und dem Weg ins Büro tut sich für viele Menschen inzwischen auch die Lösung eines Co-Working-Spaces in der Nähe des Wohnorts als Möglichkeit auf. Es wird also hybrider und somit viel diverser!
Richten wir den Blick auf die Unternehmen als Arbeitsort, der ja nun mal trotz der Tendenz zum hybriden Arbeiten an Relevanz behalten oder gar wieder wichtiger wird. Was bietet mir dieser Arbeitsort im Idealfall?
Er ist ein Ort, der vielen gefällt, der eine Kultur bietet, die die Menschen verbindet und ans Unternehmen bindet. Die Beschäftigten arbeiten nicht nur in ihrem Büro, sondern tauschen sich mit Kolleginnen und Kollegen in flexibel nutzbaren Räumen oder in der Lounge-Ecke aus. Das Unternehmen sollte das bieten, was die Menschen zu Hause eben nicht haben: Raum für zufällige Begegnungen, weil dort das Miteinander gepflegt wird, neue Verbindungen und Ideen entstehen können. Eine neuere Microsoft-Studie unter den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ergab, dass während der Pandemie kreative Prozesse stark gelitten haben. Unserem Vernehmen nach strengen sich die Unternehmen gerade sehr an, den Arbeitsort wieder attraktiv zu machen. Auch wenn sich viele Menschen an die isolierte Arbeit zu Hause, an das Zurückziehen gewöhnt haben – wir dürfen nicht vergessen, dass der soziale Austausch im Unternehmen ein essenzieller Teil unserer Gesellschaft ist. Dass wir dort eine Gemeinschaft sind, in der das Miteinander gelebt wird, Erfolge und Misserfolge miteinander geteilt werden.
Welche Rolle spielt dabei die Einrichtung der Büros?
Der Ansatz, in der Firma das Wohnzimmer nachzubauen, ist nicht der richtige. Vielmehr geht es aktuell eher um Farbwelten, die gemütlicher werden, um Pflanzen, die ein behagliches Gefühl auslösen. Vor allem aber ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden die Möglichkeit haben, sich in verschiedenen Bewegungszonen aufzuhalten. Die Akustik muss stimmen, auch in Großraumbüros, die es nach wie vor gibt, und wir müssen die Oberflächen hygienischer gestalten. Denn man darf nicht vergessen: Viele Menschen haben die Hygiene- und Abstandsregeln verinnerlicht und werden ein gewisses Maß davon auch weiterhin einfordern, sowohl aus der Führungsetage als auch vonseiten der Beschäftigten.
Dass weniger Beschäftigte gleichzeitig in den Büros arbeiten, führt in vielen Unternehmen zu Überlegungen, frei werdende Flächen zu vermieten und die Arbeitsflächen zu verändern. Denken wir da etwa an flexible Arbeitsplätze. Was müssen Betriebe dabei beachten?
Den Weg, dass es keine fixen Arbeitsplätze mehr gibt, sind ja viele Unternehmen schon vor der Coronavirus-Pandemie gegangen. Die Frage ist nur, wie man diesen Weg geht, um die Mitarbeitenden nicht zu verprellen. Ein solcher Change-Prozess, und das ist er, muss behutsam angegangen und professionell begleitet werden, damit ein Bewusstsein und eine Akzeptanz für die Veränderung entstehen kann. Kaum ein Unternehmen kann für jeden Mitarbeitenden langfristig zwei Arbeitsplätze zur Verfügung stellen, den zu Hause und einen festen im Betrieb. Gute Programme für die Raumplanung etwa sollten selbstverständlich sein, und besonders hilfreich ist es, attraktive Kompensation anzubieten: Kommunikationsflächen etwa, in jedem Stockwerk einen Kaffeetisch – eben diese informellen Möglichkeiten der Begegnung, von denen ich vorhin sprach. Denn die heutige Arbeit ist sehr viel komplexer geworden. Dem kann man mit verschiedenen Zonen im Büro entsprechen.
Braucht jedes Unternehmen tatsächlich sogenannte „Soft Seating“-Produkte? Also Lounge-Ecken für ungezwungenen Austausch?
Wir betrachten diese Art von Begegnungsmöglichkeit durchaus als eine sehr gute Alternative zu den klassischen Konferenzen oder Schulungsräumen. Wir stellen aber auch fest, dass diese Kultur erst gelernt werden muss in den Unternehmen, dass man sich also eingesteht, dass zur Arbeit auch informelle Zeit gehört, die man verbringt. Informelle Meetings also in einer entspannteren Haltung. Manchmal lernt man diese Dinge ganz gut durch die junge Generation, die diese Angebote intuitiv und unvoreingenommen nutzt. Und die ältere Generation muss vielleicht erst noch lernen, dass jemand, der am Kaffeetisch steht und sich unterhält, nicht automatisch nichts tut.
So hilft die VBG
- Wer seine Büroräume neu gestalten möchte, profitiert vom OnlinePlanner der VBG. Von der Tür bis zum richtigen Abstand der Schreibtische: Hier lässt sich alles interaktiv am Bildschirm planen.
- Alles zum Thema Homeoffice finden Sie hier.
- Hier gibt es einen Überblick über die wichtigsten Punkte, an die Sie bei Ihrer Büroraumplanung denken müssen, und wie Sie bei der Planung systematisch vorgehen können.
Veröffentlicht am