Diese Vorweihnachtszeit wird Sonja Wilkens niemals vergessen: Im Dezember 2020 fuhr ein Lastwagenfahrer sie auf dem Heimweg von der Arbeit an. Dabei verlor sie beide Beine. Die Folge: Wilkens stand vor enormen Herausforderungen. Sie musste sich nicht nur körperlich erholen, sondern auch psychisch mit den plötzlichen lebensverändernden Ereignissen zurechtkommen. Bei ihrer beruflichen Wiedereingliederung hatte Wilkens dabei mit der hkk glücklicherweise eine engagierte und zuverlässige Partnerin an ihrer Seite.
Ein reibungsloser Wiedereingliederungsprozess für Sonja Wilkens sei der hkk von Anfang an besonders wichtig gewesen, so Bianca Bäßler, Diplom-Psychologin bei der Handelskrankenkasse. Deshalb habe man schnellstmöglich auf die veränderten Umstände zu reagieren versucht. „Der Kontakt zu Frau Wilkens blieb nach dem Unfall immer bestehen”, sagt Bäßler. „So konnte sie sich weiterhin zugehörig fühlen und parallel zum Genesungsprozess wurden alle notwendigen Vorkehrungen am Arbeitsplatz für ihre Rückkehr in die Wege geleitet. Wir wollten einen gesundheitsgerechten Arbeitsplatz und bestmögliche Voraussetzungen für eine zeitnahe Wiedereingliederung ermöglichen.” Es wurde dabei berücksichtigt, dass Frau Wilkens nicht nur von zu Hause aus, sondern auch vor Ort im Team arbeiten kann.
Der Traum von der Rückkehr in den Job
Nach ihrem Unfall gab es weitere Herausforderungen. Sonja Wilkens konnte alltägliche Aufgaben im Haushalt und Privatleben monatelang nicht mehr ohne Hilfe oder Hilfsmittel bewältigen. Dennoch zeigte sie eine beeindruckende mentale Stärke und einen unbändigen Willen, ihr Leben schnellstmöglich wieder in den Griff zu bekommen. Nach und nach erlernte sie das Gehen wieder und träumte von ihrer Rückkehr in den Job. Seit 30 Jahren arbeitet die Sozialversicherungsfachangestellte (SOFA) bei der hkk Bremen, als Auszubildende war sie damals ins Unternehmen eingestiegen.
„Selbstständig sein. Auf den eigenen Beinen stehen. Für mich war das wichtig”, sagt Wilkens. „Ich wollte nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen sein. Und in kürzester Zeit habe ich mein Ziel erreicht. Nach vier Monaten bin ich auf meinen Prothesen gegangen.” Laut Reha-Managerin Tanja Jordan hätten die Maßnahmen nicht zuletzt dank Wilkens’ positiver Einstellung und ihres optimistischen Blicks in die Zukunft eine so rasche Wiedereingliederung ermöglicht. Sie blieb stets zukunfts- und lösungsorientiert, was ihr half, sich schnellstmöglich an ihre neuen Lebensumstände anzupassen. „Wenn jemand so motiviert ist wie Frau Wilkens, kann man relativ schnell den Wiedereingliederungsprozess starten”, sagt Jordan. „Hilfreich und wichtig ist es hierbei, dass die Betroffenen ein Ziel vor Augen haben. Dabei ist die praktische Erprobung ein wichtiger Baustein. Sie kann auch anspornen, selbst wenn nicht immer alles gleich glückt. Das ist aber auf jeden Fall Teil der Entwicklung und macht auch den Weg nachher zur Wiedereingliederung frei.”
Enge Zusammenarbeit aller Beteiligten ermöglicht den Wiedereinstieg
Die enge Zusammenarbeit zwischen der VBG, der hkk und Sonja Wilkens spielte eine bedeutende Rolle beim Wiedereinstieg in ihre Arbeit. Nach mehreren gemeinsamen Gesprächen stellte sich heraus, dass Wilkens mit den richtigen Arbeitsplatzanpassungen an ihre alte Wirkungsstelle zurückkehren konnte. Die Kosten dafür trug die VBG. Zuvor musste jedoch geklärt werden, ob die Umbauten überhaupt durchgeführt werden können: „Der Eigentümer der Bürofläche hat zum Beispiel gefordert, dass alles zurückgebaut wird, sobald die hkk irgendwann auszieht. Das ist ein ungewöhnlicher Wunsch”, erklärt VBG-Reha Managerin Tanja Jordan. „Solche Anpassungen werden normalerweise als Verbesserungen zum Gebäude betrachtet. Im Fall von Sonja Wilkens ist die hkk so weit entgegengekommen, dass sie die Kosten für einen Rückbau übernehmen würde, sollte das Unternehmen irgendwann ausziehen.”
Da sich Sonja Wilkens’ Unfall zum Höhepunkt der Coronavirus-Pandemie ereignete, sahen sie und die hkk sich mit zahlreichen weiteren Hindernissen konfrontiert. Bei der Durchführung der erforderlichen Änderungen am Gebäude kam es zu Verzögerungen. „Das waren Umstände, auf die wir keinen Einfluss hatten und mit denen auch andere Berufsgenossenschaften, Arbeitgebende und Betroffene umgehen mussten”, erklärt Bianca Bäßler. Bei Sonja Wilkens zu Hause gestaltete sich die Beschaffung einer Rampe schwierig, ebenso wie die Lieferung eines speziell angepassten Fahrzeugs. Dies allein dauerte Wilkens zufolge 18 Monate.
Eine der Anpassungen bei der hkk war die Schaffung eines breiten und gut erreichbaren Parkplatzes. Er wurde mit barrierefreien Wegen von diesem bis zu Wilkens’ Arbeitsplatz eingerichtet. Außerdem wurden ein hindernisfreier Zugang zum Sozialraum und zur Küche ermöglicht und ein barrierefreies WC eingerichtet.
Positive Einstellung hilft, Herausforderungen zu meistern
Anderthalb Jahre nach dem Unfall kehrte Sonja Wilkens im Juni 2022 schließlich wieder an ihren alten Arbeitsplatz vor Ort bei der hkk zurück. Dieses Beispiel der Wiedereingliederung zeigt, dass eine erfolgreiche berufliche und soziale Teilhabe nach traumatischen Ereignissen möglich ist. Wilkens’ Geschichte verdeutlicht, wie eine starke Unterstützung seitens der Betriebe, eine enge Zusammenarbeit mit der Unfallversicherung und eine positive Einstellung der betroffenen Person zur Meisterung der Herausforderungen beitragen können.
Heute kann Sonja Wilkens zwischen ihren möglichen Arbeitsplätzen wählen. „Wenn ich irgendetwas nicht kann, dann soll ich Bescheid sagen. Das heißt, ich kann mir Zeit nehmen, nach Hause gehen oder länger im Homeoffice arbeiten”, sagt Wilkens. „Wir haben in unserem Unternehmen normalerweise die Regelung, dass wir 40 Prozent der Zeit im Homeoffice arbeiten können und 60 Prozent vor Ort im Büro sein sollen. Bei mir gibt es eine Ausnahme. Mir wurde gesagt, ich soll es so machen, wie ich es für mich als richtig erachte.”
Sonja Wilkens’ Wiedereingliederung ist eine Erfolgsgeschichte, an der sich andere Unternehmen ein Beispiel nehmen können: Eine fortlaufende Kommunikation zwischen den Angestellten und dem Unternehmen sowie eine frühzeitige und regelmäßige Abstimmung mit allen Beteiligten sind von entscheidender Bedeutung. Kreativität bei der Umsetzung von Maßnahmen und flexibles Handeln helfen, individuelle Lösungen zu finden.
„Ich möchte mich bei der VBG und allen anderen Beteiligten bedanken. Mir ist es wichtig, Wertschätzung dafür zu zeigen, was alles für mich getan wird. Das finde ich großartig”, so Wilkens.
Verleihung des VBG-Teilhabepreises an die hkk Bremen
Die VBG hat der Handelskrankenkasse Bremen (hkk) für das besondere Engagement und die Wiedereingliederung von Sonja Wilkens nach einem schweren Arbeitsunfall mit dem VBG-Teilhabepreis 2023 ausgezeichnet. Die Preisverleihung können Sie sich in diesem Video anschauen.
Sie haben auch einem Beschäftigten nach einem Arbeitsunfall, Wegeunfall oder einer Berufskrankheit zurück ins Leben geholfen oder kennen derartige Praxisbeispiele für eine gelungene berufliche und/oder soziale Teilhabe? Dann melden Sie sich für den VBG-Teilhabepreis an. Weitere Informationen und Teilnahmebedingungen finden sich hier: „Jetzt für den VBG-Teilhabepreis 2025 bewerben”.
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