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Illustration: Auf hellblauen Hintergrund laufen 6 Menschen. Jeder Mensch hat eine andere Arbeitskleidung. Zum Beispiel ist eine Ärztin oder eine Kellnerin zu sehen.
Foto: elenabsl

Zeitarbeit„Arbeitsschutz muss mehr gelebt werden“

Sicher arbeiten in der Zeitarbeit? Geht! Wie, erklären Geschäftsführer Dominik Tschlenek und Prokurist Emanuel Langer vom Zeitarbeitsunternehmen IMPACT Group.

Der aktuelle Report Zeitarbeit der VBG belegt: Nach einer Wachstumsphase unterliegt die Branche seit fünf Jahren starken Schwankungen. Vor welchen Herausforderungen steht sie aktuell im Bereich Arbeitsschutz?

Dominik Tschlenek: Generell ist Arbeitsschutz immer eine Herausforderung für Zeitarbeitsfirmen: Die Mitarbeitenden sind nicht im eigenen Betrieb, sie stehen unter Weisungsbefugnis des Kunden. Die Zeitarbeitsunternehmen können natürlich einen gewissen Einfluss darauf ausüben, dass die Beschäftigten gesund und sicher beim Kunden arbeiten können. Gerade bei Schwankungen auf dem Markt ist es dabei zum Beispiel essenziell, dass Mitarbeitende wirklich auf ihre Einsätze vorbereitet werden – etwa, wenn sie in mehreren Projekten starten. Das ist vor allem unter Zeitdruck nicht immer einfach.

Emanuel Langer: In unserer Branche haben wir in der Regel keine Vorlaufzeit von acht Wochen, bevor die Arbeit im Einsatzbetrieb beginnt. Meist müssen wir in wenigen Tagen den gesamten Einstiegsprozess gestalten. Daher ist es sehr wichtig, dass Zeitarbeitsbetriebe eine gute Unternehmensstruktur haben – und das Bewusstsein dafür, dass Arbeitsschutz ein zentrales Thema in der Zeitarbeit ist, das man nicht verdrängen oder auf den Kunden abwälzen kann. Denn Arbeitsschutz liegt in der Verantwortung beider Betriebe.

Portrait von Emanuel Langer. Er hat kurze hellbraune Haare, trägt eine Brille und Dreitagebart. Auf dem Foto trägt er ein weißes Hemd und lächelt in die Kamera.

Emanuel Langer, Prokurist bei der IMPACT Group, sagt: Arbeitsschutz liegt in der Verantwortung beider Betriebe.

Foto: IMPACT GmbH

Wie gehen Sie das Thema Zeitdruck in Ihrem Unternehmen an?

Langer: Das ist für uns immer wieder eine Herausforderung, gerade wenn wir mit Neukunden zusammenarbeiten. Wir müssen und sollen uns die Arbeitsplätze vor dem Einsatz anschauen, das ist auch richtig so. Das heißt, der ganze Prozess zwischen Onboarding, Gefährdungsbeurteilung und der Vorbereitung der Mitarbeitenden auf ihren Einsatz findet unter Zeitdruck statt. Bei Bestandskunden, bei denen wir bereits eine hohe Expertise haben, was den Arbeitsschutz angeht, etwa in den Bereichen Pharma und Chemie, ist der zeitliche Aufwand natürlich geringer. Aber auch dort haben wir klare Prozesse, die darauf abzielen, unsere Beschäftigten bestmöglich auf ihren Einsatz vorzubereiten. Damit sie wirklich wissen, was auf sie zukommt, welche Risiken es am Arbeitsplatz gibt. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels ist dieses Vorgehen unverzichtbar.

Der Report zeigt, dass die Unfallzahlen in der Branche seit Jahren rückläufig sind – auch aufgrund von mehr Prävention. Beobachten Sie diese Entwicklung auch in Ihrem Unternehmen?

Tschlenek: Ja. Die IMPACT Group verzeichnet ebenfalls eine rückläufige Arbeitsunfallquote. Die meisten Unfälle sind bei uns Wegeunfälle. Ansonsten sind die Unfallzahlen überschaubar. Das liegt sicher auch an unserem Gütesiegel, das wir entwickelt haben, weil das Thema Arbeitsschutz und Prävention bei uns im Haus sehr ernst genommen wird. Seit 2005 sind wir umfangreich zertifiziert im Bereich Arbeitsschutz. Aktuell sind wir eines der ersten Zeitarbeitsunternehmen, das die Arbeitsschutznorm DIN ISO 45001 für ein Managementsystem für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit erfüllt. Da gibt es viele Regularien, um deren Einhaltung sich unter anderem unsere Fachkraft für Arbeitssicherheit kümmert: Gemeinsam mit den Kunden entwirft unser Sicherheitsingenieur entsprechende Konzepte, um Arbeitsunfälle zu vermeiden.

Portraitbild von Herrn Tschlenek. Er trägt einen Bart und hat dunkelbraune kruze Haare. Auf dem Bild trägt er ein weißes Hemd und einen dunklen Blazer. Er lächelt in die Kamera.

Dominik Tschlenek treibt als Geschäftsführer der IMPACT Group Innovationen im Arbeitsschutz voran.

Foto: IMPACT GmbH

Zum Beispiel?

Tschlenek: Daraus sind Kundenmappen entstanden: „Der erste Tag beim Kunden“, mit Grundunterweisungen, was beim jeweiligen Kunden zu beachten ist, wie Flucht- und Rettungswege oder Notfallnummern. Oder auch Onboarding-Filme in mehreren Sprachen, in denen die Mitarbeitenden anhand eines Videos erklärt bekommen, worauf sie in dem jeweiligen Unternehmen achten und auf welches Umfeld sie sich einstellen müssen. Dazu bekommen wir jährlich von unseren Kunden die häufigsten Arbeitsunfälle gemeldet, die wir in unseren Onboarding-Prozess integrieren.

Langer: Nicht zu vergessen unserer Gewichtsstraße: Wenn wir durch die Gefährdungsbeurteilung wissen, was unsere Mitarbeitenden im gewerblichen Bereich heben müssen, dann können sie dieses Gewicht bei uns im Büro schon mal in die Hand nehmen. Damit sie ein Gefühl dafür bekommen, was sie bei ihrem Einsatz körperlich leisten müssen – oder vielleicht nicht können. Dabei geht es immer darum, jeden Prozess so zu professionalisieren, dass es keine Zufallseffekte mehr gibt. Dazu gehört, dass wir unsere Beschäftigten am ersten Tag zum Arbeitsplatz begleiten. Und dann regelmäßig dort besuchen, um auch zu schauen, ob gesundes und sicheres Arbeiten möglich ist. Und ob beispielsweise persönliche Schutzausrüstung wie Schutzhelm oder -brille getragen wird.


Die VBG unterstützt Zeitarbeitsunternehmen mit unterschiedlichen Präventionsangeboten. Welche nutzen Sie? Und welche würden Sie anderen Betrieben der Branche empfehlen?

Tschlenek: Die Seminarangebote der VBG nutzen wir gern. Die besuchen dann unsere Fachkraft für Arbeitssicherheit und natürlich unsere Personaldienstleistungskaufleute während ihrer Ausbildung . Und wir haben uns mit unserem Präventionskonzept für den Präventionspreis VBG_NEXT beworben. Hier ist die Idee, dass auch andere Unternehmen von Best Practices profitieren können. Zudem pflegen wir einen engen Kontakt zur VBG-Aufsichtsperson. Sie hat uns auch im Betrieb besucht. Dieser Blick von außen ist für uns sehr wichtig. Empfehlen können wir die Software GEDOKU, mit deren Hilfe unser Sicherheitsbeauftragter die Gefährdungsbeurteilung durchführt, strategische Entscheidungen ableitet, wie Risiken im Arbeitsalltag vermieden werden können. Auch die Bögen zur Erstunterweisung nutzen wir.


Ihr Tipp an Unternehmen der Zeitarbeitsbranche?

Langer: Generell sollte das Thema Arbeitsschutz mehr in den Fokus rücken und mehr gelebt werden. Ideal wäre, wenn Arbeitsschutz fester Bestandteil im Daily Business wird – und zwar in allen Unternehmensbereichen und für alle Beschäftigten: vom Geschäftsführer bis zum Auszubildenden. Es muss außerdem klar sein: Arbeitsschutz muss stetig weiterentwickelt werden. Er sollte nicht als Belastung, sondern als Chance gesehen werden, die Mitarbeitenden mit einem guten Gefühl zum Einsatz schicken zu können.

Report Zeitarbeit der VBG: 5 Fakten

Mit 1,7 Millionen Versicherten ist der Zeitarbeitssektor die größte Einzelbranche der VBG. Der zweite Report Zeitarbeit liefert Zeitarbeitsunternehmen aufschlussreiche Daten zu Entwicklungen der Branche sowie Hinweise, wie Prävention für mehr Arbeitssicherheit gelingen kann. Fünf Ergebnisse:

  • Die Zahl der Zeitarbeitsunternehmen hat sich in den letzten 32 Jahren mehr als vervierfacht.
  • Die relative Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle hat sich in den letzten 15 Jahren mehr als halbiert.
  • Zwischen 2013 und 2022 ging die Anzahl der schweren Arbeitsunfälle, die zu einer Rentenzahlung führen, um fast die Hälfte zurück.
  • Bei schweren Arbeitsunfällen sind Stürze und Abstürze Unfallursache Nummer eins, gefolgt vom Kontrollverlust über Maschinen und Gegenstände.
  • Besonders häufig von Arbeitsunfällen betroffen sind Hilfsarbeitskräfte (61,4 Prozent).

Den neue Report Zeitarbeit und alle Informationen zu den Präventionsangeboten für die Branche gibt es auf www.vbg.de/report-zeitarbeit.

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