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Foto: Sandra Fröhling sitzt mit dem Rücken zum Betrachter am Schreibtisch. Die Frau mach Gebärdensprache. Im Computerbildschirm auf dem Schreibtisch ist eine Gebärdendolmetscherin zu sehen. Die Dolmetscherin verfolgt die Gebärdensprache der Frau vor dem Bildschirm aufmerksam durch die Webcam.
Foto: VBG/Christian Modla

InklusionBei Anruf Gebärdensprache

Das Gebärdentelefon bringt VBG-Beschäftigte mit und ohne Hörbeeinträchtigung miteinander ins Gespräch. Certo hat es ausprobiert.

„Hallo! Hier ist das Gebärdentelefon, Bettina Schwarz am Apparat. Mit wem möchten Sie sprechen?“ – „Mit Sandra Fröhling aus der VBG-Bezirksverwaltung Dresden.“ – „Einen Moment, bitte.“ Kurzes Schweigen am anderen Ende der Telefonleitung, während die Gebärdensprachdolmetscherin die Videokonferenz mit Sandra Fröhling startet. „Das Bild baut sich auf“, sagt Bettina Schwarz, „da ist sie. Jetzt sprechen Sie mit Frau Fröhling: ‚Guten Tag, Fröhling hier. Wie kann ich Ihnen helfen?‘“

Foto: Sandra Fröhling steht in den Büroräumen der VBG und lächelt in die Kamera.

Das Gebärdentelefon erleichtert VBG-Sachbearbeiterin Sandra Fröhling den Arbeitsalltag.

Foto: VBG/Christian Modla
Foto: Sandra Fröhling steht in den Büroräumen der VBG und lächelt in die Kamera.

Das Gebärdentelefon erleichtert VBG-Sachbearbeiterin Sandra Fröhling den Arbeitsalltag.

Foto: VBG/Christian Modla

„Hallo! Hier ist das Gebärdentelefon, Bettina Schwarz am Apparat. Mit wem möchten Sie sprechen?“ – „Mit Sandra Fröhling aus der VBG-Bezirksverwaltung Dresden.“ – „Einen Moment, bitte.“ Kurzes Schweigen am anderen Ende der Telefonleitung, während die Gebärdensprachdolmetscherin die Videokonferenz mit Sandra Fröhling startet. „Das Bild baut sich auf“, sagt Bettina Schwarz, „da ist sie. Jetzt sprechen Sie mit Frau Fröhling: ‚Guten Tag, Fröhling hier. Wie kann ich Ihnen helfen?‘“

Ein wenig ungewohnt ist es schon: Die Dolmetscherin redet – aber eigentlich sind es die Worte von Sandra Fröhling, die diese per Gebärdensprache an die Dolmetscherin übermittelt. Für die Mitarbeiterin des Sachgebiets Prävention ist so ein Telefonat mittlerweile Arbeitsalltag. Seit Juli gibt es das Gebärdentelefon bei der gesetzlichen Unfallversicherung – für den schnellen Austausch zwischen gehörlosen, ertaubten oder stark hörgeschädigten Beschäftigten und hörenden Kolleginnen und Kollegen. Das neue Angebot steht aktuell für vier Beschäftigte mit einer Hörbeeinträchtigung zur Verfügung.

Foto: Sandra Fröhling sitzt am Schreibtisch vor dem Bildschirm und Gebärdet. Im Bildschirm ist die Dolmetscherin zu sehen.

Sandra Fröhling gebärdet, die Gebärdendolmetscherin übersetzt ins gesprochene Wort.

Foto: VBG/Christian Modla

Bessere und schnellere Verständigung

Sandra Fröhling, die seit ihrer Geburt gehörlos ist und in der ersten Schulklasse die Gebärdensprache erlernte, arbeitet seit zwei Jahren bei der VBG. Einige Kolleginnen und Kollegen beherrschten sogar schon einfache Gebärden wie „Hallo“ oder auch „Der Kaffee ist fertig“, lobt sie. Aber darüber hinaus sei die Kommunikation oft schwierig. In welchen Situationen, wollen wir wissen. Die Pause bis zur nächsten Antwort ist diesmal etwas länger. „Wenn sich die hörenden Kolleginnen und Kollegen untereinander austauschen – und ich bekomme als Letzte mit, worum es geht.“

Hier kann nun das Gebärdentelefon unterstützen. Seitdem es im Einsatz ist, sind viele E-Mails und handschriftliche Notizen überflüssig geworden, über die der Austausch vorher ablief. Auch Fragen an die Kolleginnen und Kollegen werden unkompliziert über das neue Angebot geklärt. Sandra Fröhlings persönliches Fazit: „Jetzt kann ich am Arbeitsplatz sofort barrierefrei kommunizieren. Die Verständigung klappt viel besser. Und ich kann meine Aufgaben am Telefon schnell erledigen, ohne dass ich auf E-Mail-Antworten warten muss. Das gibt mir ein gutes Gefühl.“ Gibt es Verbesserungsbedarf? „Ein haptisches Signal, zum Beispiel ein Vibrieren, wäre gut. Damit ich merke, wenn mich jemand anruft, auch wenn ich mal nicht vor dem Bildschirm sitze“, sagt Fröhling.


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Barrierefreiheit am Arbeitsplatz als Selbstverständlichkeit

Ihr Traum wäre außerdem eine Kommunikationsassistentin oder ein -assistent, die oder der sie am Arbeitsplatz unterstützt, verrät die Mitarbeiterin der Prävention am Ende unseres Gesprächs. Oder Gebärdensprachkurse für die Kolleginnen und Kollegen – für noch mehr Barrierefreiheit am Arbeitsplatz. Diese komme allen Beschäftigten zugute, bestätigt ihr Vorgesetzter, Andreas Zimmerer, Sachgebietsleiter Prävention der Bezirksverwaltung Dresden. Sein Appell an Unternehmen: „Es muss etwas ganz Selbstverständliches sein, dass wir allen Menschen den barrierefreien Zugang zu einer sinnvollen Beschäftigung bieten. Da ist jede Unternehmerin und jeder Unternehmer gefragt, dies umzusetzen.“

Unsere Einschätzung kann er bestätigen: Zwar dauert es einen kurzen Moment, um sich an die Präsenz der Gebärdensprachdolmetscherin oder des -dolmetschers zu gewöhnen. Dann aber ermöglicht das Gebärdentelefon einen wirklichen Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen – ob zu Fachthemen oder einfach für ein kurzes „Hallo, wie geht es dir?“. Und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Barrierefreiheit und sozialer Teilhabe.

Barrierefreiheit: Arbeiten ohne Hindernisse

Barrierefreiheit am Arbeitsplatz? Lohnt sich für Unternehmen, sagt Gert Liebetanz, Leiter des Sachgebiets Barrierefreie Arbeitsgestaltung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und Aufsichtsperson in der VBG-Bezirksverwaltung Duisburg.

Barrierefreiheit am Arbeitsplatz bedeutet: Niemand wird ausgeschlossen, etwa durch bauliche Gegebenheiten. Warum ist das so wichtig?
Wenn es Barrieren im Betrieb gibt, schließen Unternehmen automatisch potenzielle Mitarbeitende aus. Zum Beispiel wenn die baulichen Voraussetzungen nicht da sind, um Rollstuhlfahrende zu beschäftigten. Deswegen ist es wichtig für Unternehmen, offen zu sein für Barrierefreiheit. Zumal bekannt ist, dass die meisten Beeinträchtigungen erst im Lauf des Lebens entstehen, etwa durch Unfälle oder Erkrankungen im Alter. So kann es dazu kommen, dass Betriebe langjährige Mitarbeitende mit wertvollen Erfahrungen nicht mehr beschäftigen können, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit bringen also wirtschaftliche Vorteile, weil Unternehmen ihre Bewerberklientel ausweiten können. Und sie ermöglichen es Beschäftigten, ihre Potenziale einzubringen. 

Was sind die häufigsten Barrieren in Unternehmen?
Sehr oft kommt es zu Problemen beim barrierefreien Zugang: Nicht alle können das Gebäude erreichen, etwa weil es keine Rampen für Menschen im Rollstuhl gibt. Ein zweiter Punkt ist, dass häufig behindertengerechte WC-Anlagen oder Aufzüge fehlen. Neben den baulichen Barrieren kann auch das Miteinander im Unternehmen zur Herausforderung werden. Manchmal haben Beschäftigte ohne Behinderung das Gefühl, dass die Kollegin oder der Kollege mit Beeinträchtigung bevorzugt wird, weil bestimmte Dinge für sie oder ihn übernommen werden. Deshalb ist es ganz wichtig, dass Unternehmerinnen und Unternehmer alle Beschäftigten mitnehmen bei der Integration, auch die Führungskräfte. Damit nicht die Behinderung im Vordergrund steht, sondern der Mensch mit seinen Fähigkeiten.

Was raten Sie Unternehmerinnen und Unternehmern, die für mehr Barrierefreiheit sorgen wollen?
Mein Tipp: Barrierefreiheit immer mitdenken. Also nicht erst warten, bis eine Beschäftigte oder ein Beschäftigter mit einer Behinderung im Betrieb arbeitet, und dann überlegen: Was müssen wir jetzt tun? Am besten von vornherein versuchen, das zu planen, etwa wenn Gebäude neu oder umgebaut werden. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer haben auch Bedenken, Personen mit einer Behinderung zu beschäftigen: Was kommt alles auf mich zu? Das schaffe ich doch gar nicht! Betriebe können hier aufgeschlossener sein. Es gibt sehr viel Unterstützung, beispielsweise von den Integrationsämtern oder der VBG. Die Unternehmen stehen also nicht allein da. Und sie gewinnen immer kompetente Mitarbeitende, die ihnen sonst vielleicht verloren gingen.

Sie möchten sich ausführlicher informieren? Tipps zur barrierefreien Gestaltung von Räumlichkeiten, Seminare rund um das Thema Barrierefreiheit und eine Handlungshilfe zur Inklusion im Betrieb finden Sie auf der VBG-Website. Für weitere Informationen kontaktieren Sie Jürgen Meß: (06131) 389-151; E-Mail: juergen.mess@vbg. Oder besuchen Sie die DGUV-Webseite.

VBG-Teilhabepreis: Erfolgsgeschichten gesucht

Die VBG zeichnet gute Praxisbeispiele für eine gelungene berufliche und/oder soziale Teilhabe nach einem Arbeits- oder Wegeunfall oder einer Berufskrankheit aus. Wenn Sie mindestens einer oder einem Ihrer Beschäftigten zurück ins gewohnte Leben geholfen haben, freuen wir uns auf Ihre Erfolgsgeschichte: Bewerben Sie sich jetzt für den VBG-Teilhabepreis!

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