Arbeiten am Computer. Wer kennt es nicht? Zu kleine Schrift, ein zu dunkler Bildschirm, schlechte Bildschirmorganisation, weil viele Fenster geöffnet sind. Eigentlich harmlos anmutende Softwareprobleme können selbst die besonnensten Beschäftigten an den Rand der Verzweiflung bringen. Lässt sich das Tagewerk einer Bildschirmarbeiterin oder eines Bildschirmarbeiters aufgrund schlecht eingestellter Software oder ungünstig gestalteter Anwendungen nicht vollenden, verfinstert sich nicht nur der Monitor, sondern auch die Stimmung – meist mit negativen Folgen für das Arbeitsergebnis.
Zu den vielfältigen Belastungen, denen Menschen während der Arbeit ausgesetzt sein können, gehören auch die Computerprogramme, die sie benutzen. Dafür, wie diese gestaltet sind und welche arbeitswissenschaftlichen Anforderungen an ihre Entwicklung gestellt sind, gibt es einen Fachbegriff, der in der digitalisierten Welt immer wichtiger wird: die sogenannte Softwareergonomie. Der Begriff der Ergonomie galt lange Zeit eher für die Anpassung von Bürostuhl, Schreibtisch oder Lichtverhältnissen an die menschlichen Anforderungen. Zeitgemäß rücken nun auch digitale Anwendungen im Arbeitsalltag stärker in den Fokus. Für Software etwa gibt es eine Vielzahl von Empfehlungen, wie diese funktionieren sollte. Die VBG beschäftigt sich bereits seit über 20 Jahren mit diesem Thema. Schließlich ist es ein immer wichtiger werdender Teil von Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz im Betrieb. Neu im Portfolio sind überarbeitete Empfehlungen zur Softwareergonomie, anschaulich und kompakt erläutert in der neuen Publikation „Software nutzerfreundlich einstellen und gestalten“. Dazu gibt es konkrete Werkzeuge, die bei der Überprüfung der eigenen Anwendungen und Einstellungen helfen.
Was gute Software ausmacht:
- Informationsaufbereitung: Zu viele Informationen verwirren und hemmen den Arbeitsfluss. Begriffe und Symbole sollen verständlich dargestellt werden. Die Navigation ist intuitiv.
- Zeichenhöhe und Schriftarten: Das Schriftbild auf dem Bildschirm muss klar und deutlich erscheinen. Die Zeichenhöhe und Zeilenabstände sollten angemessen sein. Bei einem minimalen Sehabstand am Bildschirmarbeitsplatz von 50 Zentimeter beträgt die empfohlene Zeichenhöhe mindestens 3,2 Millimeter. Auch mobile Geräte wie Smartphones und Tablets sollten hier entsprechend berücksichtigt werden. Serifenlose Schriften lassen sich am Bildschirm deutlich besser lesen.
- Kontraste und Farbgebung: Kontrast und Farbgebung sollten von den Nutzenden eingestellt werden können. Als minimale Kontraste zwischen Zeichen und Zeichenhintergrund ist ein Verhältnis von mindestens 4,5:1 für Normalschriften zu empfehlen. Farbkombinationen wie schwarz-weiß sind sehr gut geeignet, rot-blau beispielsweise überhaupt nicht.
- Fehlertoleranz: Das Programm ermöglicht den Anwendenden, ihren Arbeitsprozess weiterzuführen, auch wenn ein Fehler erkannt wird.
- Individualisierbarkeit: Die Programme entsprechen dem Wissensstand und den Erwartungen der Anwendenden und können möglichst auf deren konkrete Bedürfnisse angepasst werden.
In Zeiten des zunehmenden Homeoffice ist aufgeschmissen, wer mit den Computeranwendungen nicht richtig zurechtkommt. Unter anderem verpflichtet die Arbeitsstättenverordnung Unternehmen, auch bei Bildschirmarbeitsplätzen auf gute Arbeitsbedingungen zu achten und entsprechende Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen. Das bedeutet, ein Unternehmen muss bei allen Bildschirmarbeitsplätzen darauf achten, dass die Sicherheit und die Gesundheit der Mitarbeitenden nicht gefährdet sind. Das gilt also nicht nur für Büromöbel und Hardware, sondern auch für die Software. Bei der Beurteilung fließen vor allem die Anforderungen an die Augen sowie mögliche körperliche und psychische Belastungen mit ein.
Was auf den ersten Blick kosten- und arbeitsintensiv erscheint, lohnt sich sogar finanziell. Ob Adressmanagement, Produktionsablauf oder Virtual-Reality-Anwendung – ergonomische Software trägt erheblich zur Vereinfachung der Arbeitsprozesse bei. Unternehmen, die diese Aspekte von Anfang an berücksichtigen, vermeiden, dass ihnen später hohe Kosten für Fehlerbehebung und Nachbesserung entstehen. So wird Benutzerfreundlichkeit zum wichtigen Kriterium beim Softwareeinkauf für jedes Unternehmen.
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