Herr Hippel, Sie arbeiten seit vielen Jahren als Sachverständiger im Bereich Bauschadensanalyse und Brandschutzgutachten. Warum haben Sie sich für die Gründung einer eigenen Firma entschieden?
Peter Hippel: Ich war Vertriebsleiter in einem Baustoffwerk und verantwortete den technischen Part. Daher bin ich immer mitgelaufen, wenn Sachverständige an der Baustelle waren. So kam bei mir die Sehnsucht auf, selbst als Sachverständiger zu arbeiten. Zudem habe ich ein Kind, das hochbegabt ist. Die Förderung unseres Kindes kostete uns damals zusätzlich 1.000 Euro im Monat, die ich als Angestellter nicht stemmen konnte. Da die Leidenschaft vorhanden war, habe ich schließlich das eine mit dem anderen verbunden und mich selbstständig gemacht.
Herr Krämer, haben Sie als junger Unternehmer aufgrund Ihres Alters mit Vorurteilen zu kämpfen? Und was empfehlen Sie jungen Menschen, die ein Unternehmen gründen möchten?
Krämer: Es ist definitiv schwieriger geworden, weil man sich zunächst etwas aufbauen und sich beruflich beweisen muss. Kunden wollen häufig mit erfahrenen statt jungen Dienstleistern zusammenarbeiten. Menschen denken nun mal in Schubladen. Deshalb sollten junge Unternehmerinnen und Unternehmer Mut mitbringen und mit Rückschlägen umgehen können. Zudem bringt es mir nichts, wenn ich kein Kapital habe. Der Weg in die Selbstständigkeit muss im Vorfeld sorgfältig geplant und ein umfangreicher Businessplan erstellt werden. Der wichtigste Punkt, den ich selbst erfahren habe: Es gibt Menschen, die einem beim Start helfen – ob Freunde, Bekannte oder berufliche Kontakte.
Das Wichtigste in Sachen Selbstständigkeit ist, dass man für eine Idee brennt. Das Zweitwichtigste ist, dass die Familie hinter einem steht.
Haben Sie Tipps für junge Unternehmerinnen und Unternehmer in Sachen Selbstständigkeit?
Hippel: Als Wichtigstes erachte ich, dass man für eine Idee brennt. Das Zweitwichtigste ist, dass die Familie hinter einem steht. Denn Selbstständigkeit bedeutet, dass man viele Misserfolge hat und einiges investieren muss. Das dritte sind Nehmerqualitäten. Jede Fehlentscheidung kostet in der Selbstständigkeit Geld, deshalb sollte die Fähigkeit vorhanden sein, das alles abzubilden. Das höchste Gut sind Mitarbeitende und Liquidität. Ansonsten mein Tipp, wenn jemand eine geniale Idee hat: Mit dem Kopf durch die Wand – auch ohne die Bank. Denn es wird einen Weg geben.
Krämer: Ein weiterer wichtiger Punkt für eine Existenzgründung ist das Thema Überzeugungsfähigkeit. Unternehmerinnen oder Unternehmer sollten andere Personen mitreißen können. Ich sage immer, mein Job ist nicht mein Beruf, sondern meine Berufung. Mit meiner täglichen Arbeit kann ich so viel gestalten und bewegen. Ich glaube, das ist auch das, was bei Kundinnen und Kunden rüberkommt.
Wie haben Sie den Beginn Ihrer Selbstständigkeit hinsichtlich der Formalitäten einer Unternehmensgründung empfunden?
Krämer: Wir haben uns zuerst einen Überblick über das ganze Unternehmen und alle Formalitäten verschafft, als wir die Kanzlei übernommen haben. Das war nicht so einfach. Ich war froh, dass wir es mit unserer Steuerberaterin gemeinsam gemacht haben, die darin Erfahrung hat.
Hippel: Bei uns war es ähnlich, wir sind über den Steuerberater gegangen. Die Arbeit an jemand anderen zu delegieren hat aber nicht gut funktioniert. Formalitäten wie das Thema Gefährdungsbeurteilung sind Chefsache. Für unsere Gefährdungsbeurteilung nutzen wir das Kompetenzzentren-Portal (KPZ-Portal) der VBG. Die erste Woche des Jahres ist bei uns immer Berufsgenossenschaftswoche. Dabei überprüfen wir unsere Risiken hinsichtlich Tätigkeiten und Arbeitsmittel und legen Schutzmaßnahmen fest. Zudem machen wir alle zwei Jahre für die Beschäftigten eine psychische Gefährdungsbeurteilung. Der Aufwand lohnt sich für alle! Allgemein ist das Sicherheitsbedürfnis der Mitarbeitenden nicht zu unterschätzen. Wenn sie sich wohlfühlen, bleiben sie auch im Unternehmen und erbringen gute Leistung.
Herr Krämer, haben Sie als junger Unternehmer aufgrund Ihres Alters mit Vorurteilen zu kämpfen? Und was empfehlen Sie jungen Menschen, die ein Unternehmen gründen möchten?
Krämer: Es ist definitiv schwieriger geworden, weil man sich zunächst etwas aufbauen und sich beruflich beweisen muss. Kunden wollen häufig mit erfahrenen statt jungen Dienstleistern zusammenarbeiten. Menschen denken nun mal in Schubladen. Deshalb sollten junge Unternehmerinnen und Unternehmer Mut mitbringen und mit Rückschlägen umgehen können. Zudem bringt es mir nichts, wenn ich kein Kapital habe. Der Weg in die Selbstständigkeit muss im Vorfeld sorgfältig geplant und ein umfangreicher Businessplan erstellt werden. Der wichtigste Punkt, den ich selbst erfahren habe: Es gibt Menschen, die einem beim Start helfen – ob Freunde, Bekannte oder berufliche Kontakte.
Das Wir-Gefühl ist wichtig. Der Arbeitgebende ist in der Pflicht, ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen und mit Mitarbeitenden gut umzugehen.
Unternehmen müssen für die Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten sorgen. Die Gefährdungsbeurteilung ist dafür das zentrale Instrument. Haben Sie dazu die Angebote der VBG wie die PRAXIS-CHECK-APP genutzt?
Krämer: Noch nicht. Ich habe mich die letzten Wochen aber eingelesen und war erstaunt, wie umfangreich das Angebot der VBG ist. Ich werde es mir im Nachgang auf jeden Fall anschauen, ebenso wie das umfassende Seminarangebot der VBG.
Hippel: Die Videos und Checklisten im KPZ-Portal sind hilfreich und empfehlenswert, sie lassen sich gut und einfach durcharbeiten. Das habe ich auch bei der Gefährdungsbeurteilung gemacht. Wir besitzen nun höhenverstellbare Schreibtische und die Bürobeleuchtung wurde geändert. Außerdem haben wir alle Beschäftigten als Ersthelfende, Evakuierungshelfende und Brandschutzhelfende ausgebildet. Was auch gut funktioniert: Bei der VBG anrufen, dort bekommt man schnell Antwort.
Krämer: Ich glaube auch, dass das Wir-Gefühl wichtig ist. Der Arbeitgebende ist in der Pflicht, ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen und mit Mitarbeitenden gut umzugehen.
Wie würden Sie Ihre Erfahrungen rund um die Selbstständigkeit in drei Worten zusammenfassen und was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Hippel: Schöne Zeit, schwere Zeit, geile Zeit. Ich wünsche mir weiterhin Erfolg. [Peter Hippel lacht] Klar, finanzielle Stabilität ist wichtig, aber auch mehr Freizeit. Ich möchte irgendwann dahin kommen, dass meine Mitarbeitenden mehr Freiräume haben und ich nicht mehr 70 bis 80 Stunden pro Woche arbeite.
Krämer: Einfach mal machen – und das gemeinsam im Team. Ich wünsche mir, dass wir den Weg, den wir die letzten Jahre gegangen sind, so weitergehen. Dass wir das aufgebaute Vertrauen weiterführen und neue Teammitglieder gewinnen. Das ist das, was mich erfüllt und mir Spaß macht.
Vielen Dank für das Gespräch!
Den einfachsten Weg für Kleinunternehmerinnen und -unternehmer ihrer Fürsorgepflicht für die Sicherheit und die Gesundheit der Beschäftigten bei der Arbeit nachzukommen, stellt die Kompetenzzentren-Betreuung (KPZ-Betreuung) der VBG dar. Mit ihr lassen sich Zeit und Geld sparen. Kernstück der KPZ-Betreuung ist das KPZ-Portal, das All-in-one-Navigationssystem in Sachen Arbeitsschutz für kleine Unternehmen.
Weitere Informationen zu den Angeboten der VBG finden Sie auf der VBG-Homepage.
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